Gab es wirklich eine SINTFLUT?  

Themen zur Sintflut

  1. Einführung
  2. Die Polarregionen
  3. Das Wasser - woher?
  4. Das Wasser - wohin?
  5. Datierungsmethoden
  6. Plattentektonik
  7. Vulkanketten/ Hot Spots
  8. Spreizungszentren
  9. Subduktionszonen
  10. Das Mittelmeer war eine Wüste
  11. Spuren der Flut und der Eiszeiten
  12. Missoula - Überflutungen
  13. Zusammenfassung Eiszeit
  14. Hinweise auf Eiszeiten
  15. Bestätigung für die Eiszeiten
  16. Weitere Hinweise auf Eiszeiten
  17. Weitere Probleme
  18. Regen vor der Flut
  19. Kontinentalanhebung
  20. Flutlegenden (1)
  21. Flutlegenden (2)
  22. Zusammenfassung

DIE SINTFLUT
(Teil 10)

Das Mittelmeer war eine Wüste

engl. Original von Alan Feuerbacher


In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden genügend Hinweise dafür gefunden, dass das Mittelmeer mindestens einmal, wahrscheinlich sogar mehrere Male, ausgetrocknet gewesen war. Der erste handfeste Beweis kam im Sommer 1970, als Geologen an Bord des Tiefseeforschungs- und Bohrschiffes Glomar Challenger Bohrkerne mit Gips, Steinsalz und anderen Mineralen zu Tage förderten, die sich nur bilden können, wenn das Meerwasser vollständig eingetrocknet ist. Bemerkenswert war, dass diese Mineralien am Ozeanboden, der sich dort, begraben unter 200 m Tiefseeschlamm, in ein bis drei Kilometer Tiefe befindet, gefunden wurden. Der Schlamm besteht aus den Schalenüberresten von mikroskopischem Plankton, das auf den Ozeanboden herabrieselt; er bildet eine Schicht, die pro Jahrtausend um etwa zwei Zentimeter wächst.

Die Entdeckungsgeschichte wird in dem faszinierenden Buch The Mediterranean Was a Desert 130 von einem der verantwortlichen Forscher, Kenneth J. Hsu, berichtet. Es folgen einige Auszüge aus dem Buch. In Zusammenhang mit einem weiteren Wissenschaftler an Bord des Schiffes beschreibt Hsu einige der frühen Entdeckungen im Mittelmeer:

Rayan hatte mit einem CSP ('continuous seismic profiler', kontinuierliches seismisches Abtastgerät) gearbeitet, das ein Super-Echo-Gerät ist: Neben dem Echo, das direkt vom Ozeanboden reflektiert wird, konnte dieses Instrument akustische Signale außenden und aufzeichnen, die in der Lage waren, den Boden zu durchdringen und die an den dichten Gesteinsschichten in mehreren Kilometer Tiefe reflektiert wurden. Dieses Instrument war in den späten 1950er Jahren entwickelt worden, und im Jahre 1951 segelte Ryan mit seinem Mentor, Brackett Hersey, auf dem amerikanischen Forschungsschiff Chain, einem Schiff der Woods Hole Oceanographic Institution, in das Mittelmeer, um es mit dem neuentwickelten CSP zu untersuchen. Sie entdeckten bald einen akustischen Reflektor 100 bis 200 m unterhalb des Meeresbodens. Sie hatten keine Ahnung, woraus dieser bestehen könnte oder warum er dort war, aber, um sich darauf zu beziehen, nannten sie diese mysteriöse Schicht die M-Schicht und deren Obergrenze den M-Reflektor. Amerikanische und französische Forscher führten die Forschungarbeiten über die Mittelmeergebiete während der nächsten zehn Jahre weiter, und wo sie auch immer ihre Messungen durchführten, stießen sie auf diesen mysteriösen M-Reflektor. Überdies stellte die Geometrie dieser reflektierenden Oberfläche ein ziemlich genaues Abbild der Topographie des Bodens dieses Binnenmeeres dar; die Sedimente unter dem Reflektor bedecken den Grund des Mittelmeeres wie ein dicker Schneeteppich ein Bergplateau. Anscheinend hatte sich die M-Schicht abgelagert, als das tiefe Meeresbecken des Mittelmeeres bereits entstanden war und nahezu die gleiche Bathymetrie [d. h. Tiefenverteilung] wie heute hatte. 131

Hsu beschreibt die Entdeckung des Bohrkernes, der den Schlüssel zur Lösung des Rätsels enthielt:

.... wir stießen auf den Jackpot im Loch 124. Am Morgen des 28. August führte die Challenger eine Bohrung südlich der Balearen bei einer Wassertiefe von beinahe 3.000 Meter durch. Ryan und ich waren wiederum bis in die frühen Morgenstunden aufgeblieben, als der Bohrer anscheinend auf die harte M-Schicht stieß. Die Bohrgeschwindigkeit fiel von mehreren Meter pro Minute auf einen Meter pro Stunde. Voller Ungeduld über diesen langsamen Fortschritt gingen wir kurz vor der Dämmerung zu Bett.
Wir sollten uns nicht allzu lange ausruhen können. Bald wurden wir von John Fiske, einem Techniker, aufgeweckt, der berichtete: „Wir haben die Säulen von Atlantis gefunden!“. Wir zogen uns schnell an und rannten zum Labor des Schiffes, um uns den neuen Fund anzuschauen. Auf dem langen Arbeitstisch lag ein wunderschöner Bohrkern, der in der Tat einer Miniatur-Marmorsäule glich. Das war der Hinweis, den ich gebraucht hatte ....
Unsere 'Säule von Atlantis' .... besteht aus Anhydrit und Stromatolit. Diese Art von Sediment wird nur an trockenen Küstenebenen gefunden. Vor der Challenger-Expedition hatten meine Kollegen vom schweizerischen Bundesinstitut für Technologie und ich, gefördert durch ein Forschungsstipendium des amerikanischen Petroleuminstitutes, die Sabkha-Sedimente im arabischen Golf untersucht. Wir hoben Dutzende von Gräben in den Sabkhas von Abu Dabi aus und fanden Anhydrit, ein Calciumsulfat-Salz, nur an solchen Stellen, wo das salzhaltige Grundwasser sich genügend nahe an der Oberfläche befand, um auf Temperaturen über 30 oC erhitzt zu werden. Dort wo der Wasserstand tiefer und das Wasser kälter war, kristallisierte Gips, oder kristallwasserhaltiges Calciumsulfat, anstelle des Anhydrits aus. Dieser Befund ist im Einklang mit chemischen Studien im Labor, die aufzeigen, dass die Übergangstemperatur für Calciumsulfat, das aus salzhaltigem Grundwasser ausgefällt wird, über 30 oC liegen sollte. Wir haben deshalb allen Grund zu glauben, dass Anhydrit wahrscheinlich in keiner anderen Umgebung als einer heißen und trockenen Sabkha gefunden werden kann, da Oberflächentemperaturen und die Chemie des Grundwassers anderswo kaum eine Ausfällung von Anhydrit erlauben. Wir sind nahezu sicher, dass Anhydrit nicht aus einem tiefen Meer ausgefällt werden kann. Selbst das Tote Meer ist ein zu tiefes Gewässer, das nicht hoch genug erhitzt wird, um Anhydrit auszufällen; am Grunde dieses See findet man nur Gips-Kristalle.
Der Anhydrit, der unter den Sabkhas gefunden wurde, wurde aus Grundwasser in gleicher Form wie Konkremente in trockenem Boden ausgefällt. Feinkörniges Anhydrit sammelte sich im Untergrund an und wuchs zu Klümpchen zusammen und ersetzte dadurch vorhandene Karbonatsedimente. Die Klümpchen können eine Größe bis zu mehrere cm Länge aufweisen. In dem Maße, wie der Austausch bis zur Vollständigkeit voranschritt, würden Anhydrit-Klümpchen zusammenwachsen und eine Schicht bilden, in der nur noch eine Spur der vorher existierenden Karbonate zu finden wäre. Die dunklen Büschelchen der Karbonate sehen auf dem weißen Hintergrund des Anhydrits aus wie Maschendraht. Dementsprechend tauften Geologen, die zum ersten Mal auf eine solche Form des Anhydrits bei ihrer Untersuchung von Bohrkernen aus Erdöl-Bohrlöchern stießen, den Gesteinstyp auf den Namen Maschendraht-Anhydrit (chicken wire-anhydrite). Wir wissen allerdings keineswegs, warum Anhydrit in dieser besonderen Form wächst. Wir können uns nur auf die wiederholten Beobachtungen der Sedimentologen während der vergangenen Jahrzehnte verlassen, dass diese Form des Anhydrits typisch ist für jetzige Sabkhas und für Sabkhas in der Vergangenheit. Bis wir Beweise für das Gegenteil finden, gehen wir davon aus, dass Maschendraht-Anhydrit geradezu als Markenzeichen für Sabkhas betrachtet werden kann.
Stromatolith ist eine weitere markante Struktur von Sedimenten. Man hatte es für eine fossile oder eine anorganische Struktur gehalten, die durch chemische Fällung zustande kommt, bis in den dreißiger Jahren Maurice Black die Marschebenen vor den Bahamas durchwatete und dort einen dichten Bewuchs mit blaugrünen Algen fand, die als dünne Lage den Küstengrund bedeckte. Ein schwerer Sturm würde die Algenmatte jeweils unter einer dünnen Sedimentschicht begraben, aber das Algenwachstum würde anhalten, und es würde sich eine neue Algenmatte bilden. Diese Wechsel würde schlussendlich zu der geschichteten Sedimentstuktur führen, die man Stromatolith nennt, was wörtlich übersetzt "flacher Stein" heißt. Da die Existenz von Algen notwendigerweise eine Photosynthese voraussetzt, betrachtet man die Anwesenheit von Stromatolithstrukturen als Hinweis auf eine Ablagerung in flachen Gewässern, gewöhnlich mit einer Tiefe von weniger als zehn Metern. In der Tat haben wiederholte Beobachtungen bestätigt, dass die Algenmatten ein Charakteristikum von Gezeitenzonen sind. In den Küstengebieten zwischen Ebbe und Flut, der Gezeitenzone von Abu Dhabi, fanden wir sowohl den gegenwärtigen satten Bewuchs mit Algenmatten als auch alte Algenmatten, die sich vor mehreren Tausenden von Jahren gebildet hatten und nun unter dem vom Wind hergetragenen Sand der an der Küste liegenden Sabkhas begraben sind. Eindringendes Grundwasser führte in diesen fossilierten Gezeitensedimenten dazu, dass Gips oder Anhydrit ausgefällt wurde. An diesem Augustmorgen, als ich herbeigerufen wurde, um die 'Säulen von Atlantis' zu bewundern, sah ich das gleiche Phänomen eines Stromatolithen, der teilweise durch Knollen aus Anhydrit ersetzt war. Was könnte ein besserer Hinweis dafür sein, dass diese Sedimente in der flachen Gezeitenzone eines austrocknenden Mittelmeeres entstanden waren.
Die Säulen von Atlantis bestanden aus einer Gesteinsschicht, die wie bei einem Sandwich zwischen Schichten mit Ozeanschlamm lag, der reich an fossilen Skeletten von Foraminiferen und Nanoplankton war .... Das Plankton, das hier gefunden wurde, war einstmals in den Oberflächenschichten des Ozeans herumgeschwommen. Nach ihrem Tode sanken ihre Schalen aus Calciumcarbonat auf den Meeresgrund, wurden dort begraben und als Mikrofossilien konserviert ... Der Tiefseeboden ist ein Friedhof für Millionen und Abermillionen dieser winzigen toten Pflanzen; die Nanoplankton-Skelette können bis zu mehr als neunzig Prozent des Gewichtes des Ozeanschlammes ausmachen. Wenn dieser Schlamm mit feinen Tonteilchen kontinentalen Ursprungs gemischt ist, wie es im neuzeitlichen Mittelmeer der Fall ist, bezeichnen Geologen dies als 'Mergelschlamm' oder einfach als 'Mergel'. 132

Es gibt gute Beweise dafür, dass es im Mittelmeer mehrere Zyklen von Austrocknung und anschließender Überflutung gegeben haben muss. Nach genauer Untersuchung des Bohrkernes aus Loch 124 zog Hsu folgenden Schluss:

Die ältesten Sedimente aus jedem Zyklus hatten sich entweder im Tiefenwasser oder in einem großen Brackwassersee abgelagert. Die feinen Sedimente, die sich auf einem ruhigen oder einem tiefen Meeresgrund abgelagert hatten, hatten eine vollkommen ebene Schichtung. Als das Bassin zunehmend austrocknete und die Wassertiefe abnahm, wurde die Schichtung aufgrund des zunehmenden Wellenganges immer unregelmäßiger. Stromatolith bildete sich dann, wenn die Ablagerungsstelle in eine Gezeitenzone fiel. Die flache Gezeitenzone trocknete schließlich ganz aus, und zu dieser Zeit fiel durch eindringendes salzhaltiges Wasser der darunterliegenden Sabkhas Anhydrit aus. Plötzlich würde dann wieder Seewasser über die Straße von Gibraltar oder aus den osteuropäischen Seen hereinströmen und die Balearen würden dann wieder unter Wasser zu liegen kommen. Der Maschendraht-Anhydrit würde dadurch abrupt unter dem feinen Schlamm begraben werden, der durch die nächste Überflutung hereingetragen wurde. Der Zyklus wiederholte sich mindestens achtmal während der Millionen Jahre, die die späte Periode des messinischen Miozän bildete. 133

Das Mittelmeer ist seit langer Zeit ein sehr tiefes Becken:

Die erste und augenfälligste Stütze für das Konzept eines tiefen Mittelmeerbeckens ergab sich aus Studien der seismischen Aufzeichnungen. Der M-Reflektor war vor der Leg 13 - Expedition entdeckt worden, und alle waren damals überzeugt, dass das Sediment, aus dem der Reflektor bestand, sich in einem Mittelmeerbecken abgelagert hatte, dessen Topographie sich nicht viel von der Bathymetrie des heutigen Mittelmeeres unterschied. Mit Ausnahme weniger lokaler Störungen lag der Meeresboden des Mittelmeeres vor 6 Millionen Jahren ungefähr in derselben Tiefe wie heute. Tatsächlich war das auch Ryans Überlegung gewesen, mit der er damals für einen Tiefenwasser-Ursprung der Verdampfungsrückstände argumentiert hatte. Weitere Beweise wurden durch .... Paläontologen an Bord der Schiffe gefunden. Die Fossilien in den Sedimenten unmittelbar unter- und oberhalb und zwischen den Schichten mit den Verdamfungsrückständen hatten alle typische Tiefenwassergeschöpfe repräsentiert.
Ein letzter Grund, warum wir die Hypothese über einen flachen Meeresgrund nicht akzeptierten, leitete sich aus unserer Kenntnis der geologischen Geschichte des Mittelmeeres ab .... Während der letzten 5 Millionen Jahre war das östliche Mittelmeer nicht abgesunken, was regionale Spannung erforderlich gemacht hätte. Der Meeresgrund war im Gegenteil anscheinend unter der Kompression angehoben worden, als Afrika und der östliche Meeresgrund des Mittelmeeres nach Norden in Richtung Europa geschoben wurden. 134

Die Überreste vieler Canyons wurden entdeckt, die sich in die Flanken des Mittelmeeres eingeschnitten haben, als das Mittelmeer trocken lag:

Ryan erinnerte sich seinerseits an den Kiesel, der einige Jahre zuvor von Bourcart aus unterseeischen Canyons im Mittelmeer hochgeholt worden war. Anscheinend hatten sich die Franzosen während des Jahrzehntes des Zweiten Weltkrieges intensiv mit der Topographie des westlichen Mittelmeeres beschäftigt, als Bourcart und seine Mitarbeiter viele dieser Canyons fanden. Die Canyons im Mittelmer schienen sich jedoch von denen zu unterscheiden, die an den Kontinentalrändern des Atlantiks und des Pazifiks gefunden worden waren. Sie schienen überflutete Flusstäler zu sein, wohingegen die pazifischen und atlantischen Canyons anscheinend durch unterseeische Strömungen ausgewaschen worden waren. Darüber hinaus waren viele der Canyons vor der Cote d'Azur nicht erst kürzlich oder während des Pleistozäns erodiert worden, wie es bei den pazifischen und atlantischen Canyons der Fall gewesen war; sie hatten sich während des späten Miozän gebildet. Sie waren teilweise mit Kiesel aus dem späten Miozän angefüllt und danach mit Ozeanschlamm aus dem Pleistozän bedeckt worden. Die Anfänge vieler dieser Canyons konnten mit den Mündungen heutiger Flüsse in Südfrankreich, Korsika, Sardinien, Nordafrika und Spanien in Verbindung gebracht werden. Das Ende der Canyons konnte ungefähr bis zur Höhe der Abyssalebene bei den Balearen verfolgt werden.
Der Ursprung der Canyons und des Kiesels war damals ein Rätsel geblieben. Bourcart war davon überzeugt, dass die Canyons im späten Miozän durch Flüsse oberhalb des Meeresspiegels ausgewaschen worden waren. Da ihm keiner der guten Hinweise bewusst war, die darauf hindeuteten, dass das Mittelmeer ausgetrocknet gewesen war, schlug er die weniger unglaublich klingende Hypothese vor, dass die Kontinentalränder Europas und Afrikas sich gesenkt hätten und damit die Küstenströme des Miozäns in den Fluten versunken wären .... Als wir im Bohrkernlabor saßen und die roten und grünen Wüstensedimente bewunderten, sahen wir eine neue Erklärung für die Befunde Bourcarts vor unseren Augen entstehen. Das Mittelmeer war während des späten Miozän ausgetrocknet gewesen, und wir konnten uns eine 'painted desert' [Bezeichnung für manche amerikanische Wüsten, die rot, weiß, blau, grün gefärbtes Gestein enthalten und wie ein gemaltes Bild aussehen] am Grunde des gegenwärtigen Kontinentalabhanges vorstellen, die sich über die Ebene seitlich der jetzigen Abyssalebene bei den Balearen erstreckt. Der Wüstengrund lag damals mehr als 2.000 Meter unter dem Meeresspiegel auf der anderen Seite Gibraltars. Die Flüsse in den um das Mittelmeer herum gelegenen Ländern flossen nun nicht mehr in ein Meer auf Höhe des Meeresspiegels. Statt dessen flossen sie in einem steilen Gefälle den neu freigelegten Kontinentalschelf und die früheren Unterwasserabhänge hinab .... Neu wiederbelebte Ströme hinterließen tiefe Einschnitte an den Kanten dieser Plateaus und schufen auf ihrem Weg hinunter zu der ausgetrockneten ehemaligen Abyssalebene riesige Canyons. Kies und Geröll lagerten sich in den Canyons ab und buntgefärbter Schwemmsand türmte sich auf alluviale Fächer am Fuß des Steilhanges auf. Mit dieser Hypothese konnten wir nicht nur das Auftreten roten Schwemmsandes an der Site 133 erklären, sondern sie bot gleichzeitig eine elegante Antwort auf die Frage der Bourcartschen Canyons und Kiesel; wir lösten auch das lange Zeit ungelöste Rätsel der tief eingeschnittenen Rhone in Südfrankreich.135
.... Kurz nachdem wir in den Hafen zurückgekehrt waren, erhielt [Ryan] einen Brief von einem russischen Geologen, I. S. Chumakov, der durch einen Artikel in der New York Times von unseren Ergebnissen Kenntnis erhalten hatte. Chumakov war einer der Spezialisten, die von der UdSSR nach Assuan geschickt worden waren, um bei der Errichtung des berühmten hohen Staudammes mitzuhelfen. In seinem Bemühen, festen Felsgrund für die Fundamente des Staudammes zu finden, waren 15 Bohrlöcher gebohrt worden. Zum Erstaunen der Russen entdeckten sie eine tiefe, enge Schlucht unter dem Niltal, die sich 200 Meter unterhalb des Meeresspiegels in harten Granit eingeschnitten hatte. Das Tal war vor etwa 5 Millionen Jahren überflutet worden und war mit Meeresschlamm aus dem Pleistozän angefüllt worden, der wiederum durch Nilanschwemmungen bedeckt war. Assuan liegt etwa 1.200 Kilometer nilaufwärts von der Mittelmeerküste entfernt.

Bezüglich dieses Canyons unter dem Assuan-Staudamm sagte ein anderes Buch: 136

[Chumakovs] Forschungsarbeiten schlossen die Untersuchung von 15 Löchern ein, die in den Grund des Nils genau südlich des Assuan-Staudammes gebohrt worden waren .... Sowjetische Ingenieure halfen beim Bau des neuen Dammes, und die Bohrlöcher sollten helfen, die Tiefe des Grundgesteins und die Natur des darüberliegenden Sedimentes festzustellen. Dies ergab, dass unter dem relativ flachen Grund des gegenwärtigen Flusses das Grundgestein einen Canyon mit etwa 290 m Tiefe bildete, der heute mit Sediment angefüllt ist. Der unterste Teil des Canyon ist eine enge Schlucht mit nahezu vertikalen Wänden. Der bemerkenswerteste Fund war in den Augen Chukamovs die Natur des Sedimentes in den untersten 150 Metern dieses Canyons. Es erwies sich als angefüllt mit ozeanischen Fossilien aus dem Pliozän.
Mit anderen Worten: Dieser Canyon, 1200 km den Nil stromaufwärts, war einstmals vor etwa 5.5 Millionen Jahren durch einen plötzlichen Meerwassereinbruch überflutet worden. Chumakov glaubte, die wahrscheinlichste Erklärung sei, dass der Canyon sich in das Gestein eingefräst hatte, als der Nil noch in ein Mittelmeer floss, dessen Spiegel 1.000 bis 1.500 m niedriger lag als heute. Dann floss durch das rasche Anfluten des Mittelmeeres Salzwasser den Canyon hoch, und erst als der Canyon durch Anschwemmung höher gefüllt war als der vorhandene Meeresspiegel, gab es eine Veränderung in den sich ansammelnden Fossilien und es tauchten wieder Süßwasserformen auf.

The Mediterranean Was a Desert fährt fort:

Im Nildelta waren Bohrlöcher von mehr als 300 m Tief nicht in der Lage, den Grund des alten Nilcanyons zu erreichen. Chumakov schätzte, dass die Tiefe des Einschnittes dort bis zu 1.500 m betragen könnte, und er stellte sich unter dem Sand und den Anschwemmungen des modernen Nildeltas eine völlig versunkene Mündung vor. Chumakov lag richtig: Unter Kairo wurde erst vor kurzem bei geophysikalischen Untersuchungen zur Erdölsuche in Ägypten ein enger, 2.500 m tiefer Canyon entdeckt.

Man beachte, 2.500 m ist tiefer als Hell´s Canyon in Idaho und Oregon, dem tiefsten Canyon der heutigen Erde.

Chumakov war nicht der Einzige, der begrabene Schluchten fand. Erdölgeologen, die in Libyen arbeiteten, beschrieben ihre Überraschung. Erstens registrierten ihre Seismogramme Anomalien: es gab im Untergrund lineare Gebilde, die seismische Wellen mit anormal hoher Geschwindigkeit übertrugen. Als man diese Anomalien anbohrte, ergab sich, dass es sich um begrabene Kanäle handelte, die sich 400 m unter dem Meeresspiegel in das Gestein eingeschnitten hatten. Der geologische Bericht erzählt von den gleichen Vorgängen: kräftige Erosion durch Flüsse im späten Miozän und plötzliche Überflutung durch Salzwasser am Beginn des Pliozän. Ted Barr und seine Mitarbeiter der Oasis Oil Company in Tripoli, Libyen, zogen in einem Bericht den Schluss, dass das Mittelmeer tausend oder mehr Meter unter ihrem gegenwärtigen Niveau gewesen sein musste, als die Kanäle entstanden. Da ihnen niemand diese unglaubliche Interpretation abnahm, konnten sie ihr Manuskript in keiner wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen.
Noch weitere begrabene Schluchten und Kanäle wurden in Algerien, Syrien und anderen Mittelmeerländern gefunden. 137

Im Jahr 1975 unternahm die Glomar Challenger eine weitere Expedition, bei der Hsu dabei war.

.... Uns war gelungen, was vor fünf Jahren fehlgeschlagen war — nämlich, uns durch die ausgefällten Mineralien im Mittelmeer durchzubohren und so Indizien zur Geschichte des Mittelmeeres zu erhalten. Wir fanden eindeutige Beweise dafür, dass das Mittelmeer vor der messinianischen Austrocknung wenigstens 15 Millionen Jahre lang ein tiefes Meer gewesen war. 138

Interessanterweise fügt Hsu einige Kommentare über seine anfänglich skeptische Haltung und seine spätere Zustimmung zu der Hypothese der Meeresbodenspreizung, die ich bereits in Verbindung mit der Plattentektonik erwähnt habe, hinzu. Diese Hypothese findet eine gute Bestätigung darin, dass auf beiden Seiten der Spreizungszentren symmetrisch liegende, magnetische Bänder gefunden wurden.

Indem man die Breite der magnetischen Bänder mit der Dauer sukzessiver Umkehrungen der Magnetpole korreliert, sollte man ein Mittel zur Altersbestimmung des Ozeanbodens an die Hand bekommen: je weiter weg man sich von der Spreizungsachse befindet, desto älter wäre die Ozeankruste und das Verhältnis würde die Geschwindigkeit der Meeresbodenspreizung angeben. Die Leg 3 [Projekt Tiefseebohrung] Expedition in den Südatlantik wurde in der Absicht geplant, diese Hypothese zu überprüfen. Durch Bohrungen, Bodenproben und Datierungen der Ozeankruste wollten wir herausfinden, ob der Meeresboden an einer Reihe ausgewählter Punkte in der Tat so alt war, wie es die Hypothese voraussagte.
Bei meiner Arbeit auf der Glomar Challenger während der Leg 3 Bohrungen war ich Zeuge der bemerkenswertesten Bestätigung dieses Konzeptes der Meeresbodenspreizung. Wir bohrten zehn Löcher und an jeder Stelle war der Meeresboden nahezu exakt so alt, wie es von der Hypothese vorhergesagt worden war. Es fällt mir immer schwer, brillanten Ideen anderer Forscher zuzustimmen und meine eigenen Fehlurteile einzugestehen, aber im Angesicht dieses schlagenden Beweises hatte ich keine andere Wahl, als mich der Seite der 'Revolutionäre' anzuschließen. 139

Das vorangegangene Material über das Austrocknen des Mittelmeeres enthält genügend Beweise, dass die Spekulationen der Gesellschaft über die geologischen Vorgänge in Verbindung mit der Flut unzutreffend sind. Der verheerendste Beweis ist dabei der Befund, dass das Mittelmeer bereits seit langer Zeit ein sehr tiefes Becken ist. Mag die oben genannte Zeitspanne von 15 Millionen Jahren richtig sein oder nicht, klar ist, dass sich auf keinen Fall alle die beschriebenen geologischen Merkmale während und nach der Flut vor nur 4.400 Jahren hätten bilden können. Wenn die "seichten Meeresbecken", die das Mittelmeer mit eingeschlossen hätten, sich während der Flut vertieft hätten, wie wäre dann die Bildung der versunkenen Schluchten zur Zeit, als der Nil entstand, zu erklären? Insbesondere auch noch, da das Meeresbecken mit Salzwasser gefüllt gewesen wäre? Wie hätte sich bis zu 200 m Meeresbodenschlamm, der zum überwiegenden Teil aus Plankton bestand, in einer so kurzen Zeitspanne ablagern können? Insbesondere da die gegenwärtige Ablagerungsrate nur zwei Zentimeter pro Jahrtausend beträgt? Wo und auf welche Weise hätten sich die ausgefällten Mineralien ablagern können, wenn das Mittelmeer vor der Flut seicht gewesen wäre? Insbesondere da es klare Beweise dafür gibt, dass es mehrere Zyklen mit abwechselnder Austrocknung und Überflutung gegeben haben muss, dass Tiefseeschlamm zwischen den Schichten der ausgefällten Mineralien eingebettet wurde, und dass dieser Schlamm nachgewiesenermaßen das zugrundeliegende Gestein sowohl in seichten als auch in tiefen Regionen gleichmäßig bedeckt.

Die einzige logische Schlussfolgerung ist, dass die Erklärung der Gesellschaft über die angeblichen "Verschiebungen in der Erdkruste" während und nach der Flut eine irrige Ansicht ist.

Zusammenfassung zum Thema
'Wohin verschwanden die Wasser'

Ich habe ziemlich ausführlich Beweise vorgestellt, die zeigen, dass die Erklärung der Gesellschaft zur Frage, wohin die Wasser der Sintflut verschwanden, jeglicher Grundlage in der Realität entbehrt. Die neueren geologischen Befunde, die zur Theorie der Plattentektonik führten, sind zwingende Beweise dafür, dass tiefe Meeresbecken seit Hunderten von Millionen Jahren existieren. Sie wurden eindeutig nicht erst vor 4.400 Jahren gebildet. Auch Berge haben sich nicht erst so spät herausgebildet, auch nicht die polaren Eiskappen und es wurden innerhalb so kurzer Zeit auch keine große Schluchten herausgewaschen und auch keine riesigen Geschiebe oder Anhäufungen von Schutt und Geröllen gebildet.

Untersuchen wir nun die Idee, dass Geologen Beweise für die Sintflut als Beweise für Eiszeiten missdeuten.


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Fußnoten:

130  Kenneth J. Hsu, The Mediterranean Was a Desert, Princeton University Press, Princeton, New Jersey, 1983. A Voyage of the Glomar Challenger. [zurück]
131  ibid, S. 7. [zurück]
132  ibid, S. 10-19. [zurück]
133  ibid, S. 105. [zurück]
134  ibid, S. 127. [zurück]
135  ibid, S. 149-153. [zurück]
136  Walter Sullivan, Continents In Motion, S. 166-167, American Institute of Physics, New York, 1991. [zurück]
137  Kenneth J. Hsu, op cit, S. 173-175. [zurück]
138  ibid, S. 182. [zurück]
139  ibid, S. 31-32. [zurück]